Pushkar – Kamelmarkt vs. Pilgerfest
Dieses kleine Städtchen sieht ganz anders als das übrige Rajasthan. Pushkar liegt an einem heiligen See, der dort entstanden sein soll, wo Brahma eine Lotusblüte fallen ließ.
Am 13. November fahren wir mit dem Zug nach Ajmer. Auch hier wieder das gleich Bild als wir den Bahnhof verlassen: Die TukTuk Fahrer reißen sich um die Gunst unserer Aufmerksamkeit. Wir kommen kaum durch, soviele stehen am Bahnhofausgang. Als wir uns orientieren, fangen wir mit dem Verhandeln an. Die Preise für die ein Kilometer lange Fahrt sind gigantisch. Wir beschließen bis zum Bahnhof zu laufen.
Am lokalen Busbahnhof haben wir Mühe, den richtigen Bus (15Rp/0,18 Cent p.P.) nach Pushkar zu finden. Die Verständigung klappt nicht wirklich, also laufen wir von Bus zu Bus und fragen uns durch, welcher der richtige ist.
Pushkar ist von Hügeln umgeben und sieht auf den ersten Blick sehr idyllisch aus. Mit rund 15.000 Einwohnern ist der Ort überschaubar, jedoch nicht heute.
Einmal im Jahr verwandelt sich Pushkar in ein buntes, lautes, wuseliges Farbenmeer in dem sich Musiker, Mystiker, Kamerateams, Händler, Tiere, Gläubige und Touristen drängen. So wie wir.
Dank der Frühreservierung haben wir ein Zimmer im „Keshav Palace“ bekommen. Normalerweise bezahlt man hier 250Rp umgerechnet 3 Euro die Nacht. Während des Kamelmarkts steigen die Preise auf das zehnfache. Wir schmeißen unsere Backpacks ins Zimmer und laufen gleich los. Das Hostel ist zentral, so können wir zu Fuß die Gegend erkunden.
Kartika Purnima
In den engen Gassen herrscht reges Treiben. Hundertausende bunt, gekleidete Menschen kommen uns entgegen. Wir bahnen uns einen Weg durch den Menschenstrom und sind froh, einen der Eingänge zum Pushkar-See zu erreichen. Der See ist über verschiedene Treppen zu erreichen. Die Schuhe ziehen wir vor dem Betreten des Ghats aus, erst dann dürfen wir herunter zum See.
Der Kamelmarkt spielt nur eine Nebenrolle, eigentlich ist Kartika Purnima ein religiöses Fest, der See ist eine berühmte Pilgerstätte. Gläubige Hindus sollen wenigstens einmal im Leben hierher kommen und in einem der 52 Ghats (Wasserbecken) baden.
Um den See haben sich viele Gläubige aber auch Priester versammelt. Die Segnungen werden von Brahmanen vorgenommen. Als Zeichen der Segnung wird einem ein roter Punkt auf die Stirn gemalt. Jetzt in der Hochsaison wimmelt es nur so von Touristen und manch falscher Priester nimmt arglose Touris aus, um ihnen durch eine vorgetäuschte Zeremonie das Geld aus der Tasche zu ziehen. Dann heißt es vorsichtig zu sein und den gesunden Menschenverstand entscheiden lassen.
Die Stadt ist überladen und laut. Bei uns will die gewünschte Stimmung einfach nicht aufkommen.
Kein leiser Summton der Pujas, kein Gesang, keine Trommelklänge und Gongs oder religiöse Lieder, die doch so typisch für dieses Fest sein sollten. Stattdessen Menschenhorden die wie wild ins Wasser hüpfen, teilweise mit voller Montur, obwohl Schuhe allein schon aus Respektgründen an den Ghats verboten sind.
Am letzten Abend des Kartik Purnima Festes warten wir dann geduldig am Seeufer auf den “Showdown”. Tausende Gläubige sollten dann Kerzen über den heiligen See gleiten lassen.
Der See sollte einem Kerzenmeer gleichen.
Leider finden sich nur wenige Gläubige am Seeufer, sprich vom Kerzenmeer keine Spur.
Kamelmarkt
Im heiligen Monat November, den Monat Kartika schmücken Kameltreiber aus der Thar-Wüste ihre Tiere – Kamele, Pferde und Kühe machen die lange Reise nach Pushkar, um pünktlich zum Vollmond hier zu sein.
Für die Bevölkerung aus dem Umland ist es die Möglichkeit Kamele zu kaufen und zu verkaufen, sich über die letzten Neuigkeiten auszutauschen oder alte Freunde wiederzusehen.
Auf Empfehlung aus Österreich besuchen wir das hochgelobte „In Seventh Heaven“ Hotel. Das tolle Dachrestaurant hat eine grandiose Küche. Wir gönnen uns seit langem wieder typisch europäische Gerichte.
Hier nochmal ein Danke an Marina, die unsere Rechnung für den Abend übernommen hat.
Alles in allem fanden wir den Tag danach am Schönsten.
Die Touristen, bis auf einige wenige, zogen los. Die Gläubigen fuhren wieder nach Hause und was blieb, war ein herrlich, ruhiges, zauberhaftes Städtchen.